Schon wieder sind alle in der Mittagspause, nur du steckst noch mitten in der Arbeit, weil du etwas unbedingt fertig haben willst? Nur diese eine Sache, die unbedingt so werden muss, wie du es dir vorstellst.
Du machst am liebsten alles selbst und bist unruhig, wenn jemand dich vertritt?
Denkst du: „Nur wenn ICH das mache, wird das wirklich ordentlich erledigt!“? – Nicht zu 100% sondern zu 120%!
Du kannst es überhaupt nicht leiden, wenn ganz plötzlich ‚Plan B‘ auf den Tisch kommt und du wieder alles ummodeln sollst?
Kennst du das?
Dann, mein Freund, bist du hier goldrichtig 🙂
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du ab sofort die ‚Perfektionismus-Falle‘ (step by step) umgehst – ohne dabei ungenau, unzuverlässig, unverantwortlich oder gar schlampig zu werden.
Jetzt bist du neugierig?
Gut so! Dann legen wir direkt los.
Doch bevor wir starten noch Eins:
Es gibt Berufe, in denen du nur vorankommen und es zu etwas bringen kannst, wenn du ein absoluter Qualitätsfanatiker bist und nach Perfektion strebst. Die wichtigsten Eigenschaften, um in diesem Fall Erfolg zu haben sind: Gewissenhaftigkeit, Pflichtbewusstsein, Ehrgeiz und Korrektheit.
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Ein Beispiel:
Ein Koch, der einen Michelin Stern (oder 2 oder 3) haben oder halten will, muss täglich eine möglichst perfekte Leistung abliefern. Sonst erhält er diese Auszeichnung nicht, oder ist sie ganz schnell wieder los. Er darf sich also nicht mit dem Mittelmaß zufriedengeben. „Nur“ Durchschnitt ist nicht genug.
Soll heißen: Das Streben nach Perfektion ist grundsätzlich nicht schlecht, wenn man Erfolg haben will, ob im Sport, im Beruf, im Vereinsleben etc. Es ist nur wichtig zu erkennen, wann aus gesundem Ehrgeiz ein schädlicher wird.
Deshalb ist es vollkommen in Ordnung, wenn du das, was du machst, GUT machen willst. Es ist auch vollkommen in Ordnung, wenn du etwas Angefangenes zu Ende bringen willst und dabei sehr zielstrebig und fokussiert bist.
ABER du solltest dabei auch nach Rechts und Links schauen, d.h. nicht nach dem Motto: „Augen zu und durch“ oder „Das ziehen wir durch, auch wenn’s weh tut“. Geh das Ganze stattdessen etwas entspannter an, sei auch mal mit „Weniger“ zufrieden.
„Wer alles perfekt haben und stets perfekt sein will, wird perfekt unglücklich“ – Walter Ludin
Was bedeutet eigentlich Perfektionismus?
Perfektionismus ist das übersteigerte Streben nach Vollkommenheit.
Als Perfektionist stehst du oft unter großer körperlicher und psychischer Anspannung.
Kennst du das:
- Du kannst schlecht abschalten?
- Du findest kein Ende bei der Arbeit, weil du immer noch etwas besser machen könntest?
- Du hältst dich mit Kleinigkeiten viel zu lange auf?
- Du kannst nicht entspannen und erst recht nicht deine Erfolge und Leistungen genießen?
- Du suchst immer nach dem ‚Haar in der Suppe‘, nicht nur bei dir, sondern auch bei anderen?
- Du regelst die Dinge lieber alleine als im Team?
- Du kannst schlecht mit Kritik umgehen, weil du dich selber für den kritischsten Menschen hältst?
- Du nimmst alles gleich so persönlich?
- Du hast ein sehr ausgeprägtes Schwarzweiß-, Gut/Böse-Denken – es gibt nichts dazwischen?
Als Perfektionist wirst du selten deinen eigenen hohen Ansprüchen gerecht. Du siehst nur, was du hättest besser machen können, du kritisierst und verurteilst dich oft sehr hart für deine Unvollkommenheit.
Beende das lieber heute als morgen! Du machst dir dadurch einen unglaublichen Stress, der dauerhaft sehr ungesund ist. Mögliche Folgen sind:
- Depressionen
- Burnout
- Kopfschmerzen
- Erschöpfungszustände
- Herzleiden
Mein Tipp für dich: Frag dich lieber, was passiert, wenn XY heute nicht fertig wird? Wäre das wirklich so schlimm? Wenn ja, für wen? Ist es lebensnotwendig? Geht die Welt davon unter? Vielleicht merkst du es gerade – es gibt so viele Dinge, bei denen spielt es überhaupt keine Geige, ob es heute, morgen oder nächste Woche erledigt wird.
Beispiel: Deinem Auto ist es piepegal, ob es gewaschen wird. Deinen Hund juckt es nicht, ob er perfekt bei Fuß geht oder ein bisschen herumhüpft. Es sind ganz häufig nur DEINE Vorstellungen, dass es SO und nicht anders sein muss, richtig?!
Bitte überlege dir ein oder zwei Aktionen, die du ab heute entspannter angehen wirst. Das wird dir mit Sicherheit unglaublich gut tun, so nimmst du Druck aus deinem Leben und kannst öfter mal die „Seele baumeln lassen“.
Woher kommt der Ehrgeiz, dass alles perfekt sein muss?
Der Antrieb für den Perfektionismus ist sehr häufig, dass du Angst vor Ablehnung und Angst vorm Versagen hast. In vielen Bereichen deines Lebens hast du wahrscheinlich ein großes Bedürfnis nach Anerkennung und Beachtung. Hinter diesen Ängsten und Bedürfnissen steckt in der Regel leider ein geringes Selbstwertgefühl. Die Ursachen hierfür liegen oft in deiner Kindheit. Vielleicht haben deine Eltern dich nur als liebenswert erachtet, wenn du durch gute Leistungen und Erfolge geglänzt hast?
Beispiele:
Es gab nur dann ein freundliches Wort oder ein Lächeln, wenn du in Deutsch, Mathe und Englisch eine ‚1‘ geschrieben hast – jede andere Note zählte nicht.
Nur, wenn du auf dem Fußballplatz ein Tor geschossen hast, hat dein Vater dir voller Stolz auf die Schulter geklopft.
Oder dir wurde generell das Gefühl vermittelt, nicht in Ordnung zu sein…
So kommt es dann, dass du denkst: Andere mögen mich nur, wenn ich super Leistungen bringe und keine Fehler mache. Deshalb kannst du dich selbst nur annehmen und mit dir zufrieden sein, wenn du in Allem stets das Optimum – absolut fehlerfrei – erreichst.
Was für ein riesiger Haufen Mist!
Auch, wenn diese Erkenntnis gerade sehr schmerzvoll für dich ist, so ist das genau das richtige Zeichen für dich, um endlich Abschied von diesen Vorstellungen zu nehmen. Merke:
Du bist gut, so wie du bist – ohne etwas dafür tun zu müssen.
Wie klingt das für dich? Bestimmt ungewohnt, oder?
Aus Erfahrung weiß ich: Die Erkenntnis ist das eine… Eine Verhaltensänderung (vor allem, wenn du es nie anders kanntest) ist etwas gaaanz anderes.
Um deinem Perfektionismus auf die Schliche zu kommen, solltest du herausfinden, welche Botschaften sich als ‚Kopfbewohner‘ bei dir im Laufe der Jahre eingenistet haben.
Hier ein paar Beispiele:
- Ich muss immer alles richtigmachen, sonst bin ich ein Versager.
- Es ist unverzeihlich und schlimm, wenn mir etwas misslingt.
- Nur wenn ich perfekt bin, bekomme ich Liebe und Anerkennung.
Mein Tipp:
Notiere dir deine ‚Kopfbewohner‘ und prüfe sie auf ihre Richtigkeit. Die guten ins Kröpfchen, die schlechten ins Töpfchen :). Am besten formulierst du dir für die Zukunft neue und positiv motivierende Wegweiser, zum Beispiel:
- Ich bin nur für mich verantwortlich.
- Ich bin liebenswert und wertvoll.
- Ich kann auch Erfolg haben, wenn ich nicht alles perfekt mache.
Das Aufschreiben deiner neuen Glaubenssätze ist ein wichtiger Schritt. Du beginnst so, die negativen Glaubenssätze auf deiner ‚Festplatte‘ zu überschreiben.
Ein noch wichtigerer Schritt ist jedoch, dass du dir deine neuen Wegweiser jeden Tag – am besten morgens und abends – laut vor dem Spiegel vorsagst. Nur so gelingt es dir dauerhaft ein positiveres Bild von dir selber zu erhalten und entsprechend fröhlicher und gelassener zu leben.
Wie du deinen Perfektionismus positiv für dich nutzt
Vorsicht Falle: Wenn du perfektionistisch veranlagt bist, neigst du dazu, auch ganz perfektionistisch dein Streben nach Perfektion zu bekämpfen oder überwinden zu wollen.
Solltest du so vorgehen, bist du deinem Ehrgeiz wieder auf den Leim gegangen und in die Perfektionismus-Falle getappt. Gleichgültigkeit und Nachlässigkeit sind jedoch keinesfalls das Gegenteil von Perfektion.
Vielmehr geht es um deine Flexibilität und deine freie Entscheidung, wie viel Einsatz du bringen willst, wann es genug oder gar zu viel ist. Achte dabei in Zukunft öfter auf deine innere Stimme und lerne ihr zu folgen.
Beim gesunden Umgang mit Perfektion geht es im Grunde darum, dass du trotz deiner hohen Ansprüche die Fähigkeit hast, mit Fehlern, Niederlagen und Unvollkommenheiten leben zu können. Das bedeutet, dass du dich nicht als Versager fühlst, wenn dir etwas nicht zu 100% gelungen ist.
Das Unvollkommene und Unfertige ist kein Mangel! Es beinhaltet neue Chancen und Möglichkeiten.
Zum Abschluss noch ein paar Fragen für dich zur Anregung:
- Wo bemerkst du dein Streben nach Perfektion am meisten? (Beruf, Privatleben, Sport)
Was machst du besonders intensiv? Was vermeidest du? - Welche Vor- und Nachteile bringt dir dein Perfektionismus?
Was überwiegt? Wie spürst du die Nachteile (Kopfschmerzen, Stress etc.)? - Suchst du nach Gründen für deinen Perfektionismus?
Was passiert, wenn du eine Aufgabe nicht perfekt ausführst? Wovor hast du Angst? Angst keine Anerkennung und Bestätigung zu bekommen? Angst, den Erwartungen der anderen nicht zu entsprechen? Angst vor Ablehnung durch andere, Selbstablehnung, Schuldgefühle oder Scham? - Wie müsstest du denken, um entspannter an Aufgaben heran gehen zu können?
Wer aus deinem Umfeld könnte ein gutes Beispiel sein? Wer steckt locker auch mal eine Niederlage ein, ohne sich als Versager zu fühlen? Wie tickt derjenige? - Überlege, bei welchen Tätigkeiten es nicht darauf ankommt sie perfekt zu machen.
Wo gäbe es kaum negative Auswirkungen, wenn du etwas nicht sofort, weniger sorgfältig oder fehlerhaft erledigen würdest? - Mach dir klar, es gibt nicht den einen perfekte Weg der ans Ziel führt.
Der Weg ist das Ziel! Perfektion hingegen ist Stillstand.
Es gibt nicht den einen perfekten Job, den einen perfekten Partner, den einen perfekten Sport.
Warum?
Weil alles stetig im Wandel ist. Leben ist Wachstum und Veränderung. Deshalb solltest du ständig schauen was sich bewährt und was nicht. Und danach deinen Weg ausrichten bzw. anpassen.
Die Forderung nach Perfektion ist eine sehr hartnäckige Angewohnheit – darum sei stolz auf dich, wenn du heute damit startest, dieser Forderung zu widersprechen. Lass dich nicht entmutigen, wenn nicht alles gleich so klappt. Jeder kleine Schritt zählt.
Auch dieser Artikel ist sicherlich nicht perfekt. Ich habe mein Bestes gegeben und er gefällt mir. Bestimmt werde ich in nächster Zeit noch ein wenig an ihm herum feilen, um ihn zu optimieren. Das mache ich aber ganz in Ruhe, weil es mir Spaß macht … und ohne mich unter Druck zu setzen.
In diesem Sinne: Nobody is perfect!
Und das, ist auch gut so 🙂